Der „Patient“ Krankenhaus Wertingen

Leserbrief  WZ vom 15.02.2021
Zur Berichterstattung über die Pläne für das Wertinger Krankenhaus:

Ein heiß diskutiertes Thema ist derzeit das Fortbestehen des Krankenhauses Wertingen. Was die aktuellen Pläne bringen, ist völlig offen. Wenn man auf die Geschichte des Krankenhauses zurückblickt, so ist seit Jahren ein sukzessiver Abwärtstrend feststellbar. 1963 wurde das neuerbaute Krankenhaus mit 191 Planbetten bezogen. Es verfügte über eine hauptamtliche chirurgische/geb.-gynäkologische Abteilung unter Leitung von Chefarzt Dr. Stimpfl sowie eine hauptamtliche interne Abteilung unter Leitung von Chefarzt Dr. Vüllers. 1971 wurde die Geburtshilfe/Gynäkologie von der Chirurgie abgetrennt und als hauptamtliche Abteilung an Dr. Schäfer übergeben. Im März 1983 kam eine HNO-Belegabteilung unter Leitung von Dr. Schertel hinzu. Die durchschnittliche Gesamtbelegung lag bei 90 Prozent. Damals verlief das Klinikwesen in betriebswirtschaftlich und medizinisch geordneten Verhältnissen. Der Abwärtstrend begann vor etwa zehn Jahren mit der Schließung der gynäkologischen Abteilung. 2017 beendete Dr. Schertel seine Tätigkeit. Die HNO-Abteilung fiel weg. Einen Nachfolger gibt es nicht. Von 191 Betten sind noch 117 übrig. Die Betriebsverluste stiegen für beide Krankenhäuser 2019 auf etwa sechs Millionen Euro. Auch die Anstellung von gut dotierten Geschäftsführern (statt Verwaltungsleitern) konnte, obwohl die Gründe für dieses finanzielle Fiasko teilweise in den Vorgaben der Politik zu suchen sind, dieses Ergebnis nicht verhindern. Jetzt soll der Linksherzkathetermessplatz ohne Angaben von Gründen nach Dillingen. Obwohl in Wertingen ein Facharzt für Kardiologie tätig ist. Eine weitere gravierende medizinische Schwächung des Wertinger Hauses. Was wandert als Nächstes ab? Wenn das so weitergeht, dann gibt es in Wertingen bald kein Krankenhaus mehr, sondern ein weiteres Altenheim – das brauchen wir genauso dringend wie eine Klinik; in Wertingen benötigen wir ein gut funktionierendes Krankenhaus der Grundversorgung. Ich hoffe und wünsche, dass das Personal des Krankenhauses die Moral und Kraft aufbringt, das zu gewährleisten. Landrat Rauch würde sich, wenn er dieser Szenario miterleben würde, im Grabe umdrehen.

Emil Haslinger, Wertingen