Leserbrief WZ vom 25.04.2021
Zur Berichterstattung über das Wertinger Krankenhaus:
Um die Osterzeit hat der Vorstand des Vereins der Freunde des Krankenhauses Wertingen einen Ostergruß an alle seine Mitglieder und Förderer in Form eines Rundschreibens versandt. Darin waren die Themen Ärztehaus in Wertingen, ärztliche Berufsausübung im Umbruch und generalistische Pflegeausbildung so allgemein dargestellt, dass sie fast auf jedes Krankenhaus zutreffen würden. Dennoch können die Aussagen, die die Wertinger Belange betreffen, nicht unwidersprochen bleiben.
Im Einzelnen: Die Stadt Wertingen alleine kann keine neuen Arztsitze schaffen. Erst nach Freigabe einer benötigten Arzt/Facharzt-Praxisstelle durch die Kassenärztliche Vereinigung kann dann die Stadt ärztliche Interessenten bei ihrer Niederlassung unterstützen. Die fast visionär dargestellte Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten im Ärztehaus – Tür an Tür mit denen des Krankenhauses – kann und wird es so nicht zwangsläufig geben. Daher bin ich der Meinung, dass die im Ostergruß als Begründung für den Tower aufgeführten Synergieeffekte durchaus zu hinterfragen sind. Und ist darüber hinaus nicht auch zu erwarten, dass ein niedergelassener Facharzt aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen seine Patienten in erster Linie ambulant behandeln wird?
Sicher haben die Mitglieder des Vorstands auch nicht vergessen, dass vor nicht allzu langer Zeit unserem Wertinger Krankenhaus zwei existenzielle Arbeitsplätze und das damit verbundene Therapieangebot genommen und ins Dillinger Krankenhaus verlegt wurden: der Herzkathederplatz und der Magen-/ Darmendoskopieplatz. Wie ohne diese Plätze eine dargestellte Verzahnung ambulanter und stationärer Behandlungen erfolgen könnte, ist noch weniger erkennbar. So intensiv der Vorstand für den Tower am Krankenhaus wirbt, so wenig bis gar nichts hören die Wertinger Bürger über den Verlust dieser existenziellen Arbeitsplätze bzw. über den Verlust dieser Therapieangebote und -möglichkeiten für Patienten.
Gerade eine „Osterpost“ hätte eine etwas realistischere und ehrlichere Darstellung der ganzen Krankenhaussituation Wertingen/Dillingen verdient.
Dr. Karlheinz Simon, Wertingen