Dipl. Ing. Architekt Michael Gumpp

E-Mail vom 23.03.2021

Guten Abend Herr Lang,

ich möchte gerne ihr Bürgerbegehren unterstützen und möchte mit dieser Mail aus meiner Sicht als Architekt und Ortskundiger ein paar Gedanken formulieren – gerne können sie den Text auf der Seite des Bürgerbegehrens veröffentlichen.

Ich bin überzeugt, dass die Freien Wähler und auch alle Bürger Wertingens den Standort Krankenhaus sichern wollen und mit dem Wunsch nach einem Ärztehaus auch in guter Absicht Wertingen nach vorne bringen wollen. Um dies zu erreichen, gibt es aber viele verschieden Möglichkeiten.

Die scheinbar zwingende Fokussierung auf das Turmprojekt der Fa. Reitenberger ist aus meiner Sicht der falsche Weg.

Die bisher von Fa. Reitenberger in Wertingen realisierten Projekte an der Laugnastraße, auf dem ehemaligen Stuhlergelände, jetzt am Thürheimer Tor und auch das Wohnhaus von Herr Reitenberger an der Zusam sind alle fragwürdig. Jedes einzelne sprengt den in der Umgebung üblichen Maßstab, wirkt immer aufdringlich und erdrückend für die gewachsene Nachbarschaft. Der legitime Ansatz einer moderaten Nachverdichtung wird hier regelmäßig ins Unangemessene übertrieben.

Das gleiche würde mit diesem Turm passieren – die Größe ist für die Umgebung völlig unverhältnismäßig und verändert komplett die Stadtsilhouette. Wer sich aus der Ferne dem Zusamstädtchen nähert, wird dann immer den Turm zuerst sehen, der alles andere überragen wird. Warum muss das sein? Warum muss man das ohne Not Herrn Reitenberger zugestehen? – für Jahrzehnte ist damit das Stadtbild gestört.

Die Detailqualität der Bauten der Fa. Reitenberger lässt ebenfalls zu wünschen übrig – was im Rendering des Turms noch exakt und halbwegs modern aussieht, wird in der Durcharbeitung die Qualität nicht halten – auch das zeigen die bereits genannten Vorgängerbauten.

Ich finde, Wertingen sollte sich nicht zu billig verkaufen. Am Rande der Metropolregion ist ja die Immobilienpreisentwicklung und die Wohnungsnachfrage nun wirklich deutlich zu spüren. Es muss klar sein, dass dieses Projekt für andere Investoren ebenfalls interessant sein wird, nicht nur für Fa. Reitenberger. Ich denke, es gibt hier Wahlmöglichkeiten für die Stadt, die nur eben abgefragt werden müssen.

Und noch ein Punkt zum Thema Nachverdichtung – Unter Städtebauern ist völlig klar, dass die höchste bauliche Dichte in einer 3-6-geschossigen Bebauung erreicht werden kann. Hochhäuser sind hier aufgrund der größeren notwendigen Abstände nicht besser – flächensparendes Bauen und eine hohe Dichte ist am Standort Krankenhaus bei einer niedrigeren Gesamthöhe sicher effizienter – und damit auch deutlich verträglicher in der städtischen Kulisse.

Ich wünsche ihrem Bürgerbegehren viel Erfolg!
Mit freundlichen Grüßen

Michael Gumpp, Dipl. Ing. Architekt